Wähle am besten einen Song, der dich nicht nur durch seine Melodie, sondern vor allem durch seinen Text berührt. Wenn dir der Text nicht gefällt oder du dich mit ihm nicht identifizieren kannst, lege den Song besser beiseite – sonst wird die Interpretation schwer, weil du innerlich dagegen ankämpfst. Der Song sollte dir aus der Seele sprechen, damit du ihn beim Singen fühlst und ehrlich ausdrücken kannst. Ob es „dein“ Song ist, merkst du am besten, wenn du den Text vor dem Singen einmal Wort für Wort sprichst – ohne Melodie und Rhythmus, ganz wie einen Monolog oder Dialog.

1. Atmung

• Orientiere dich an den Atempausen des Originalsängers. Diese sind meist gut auf der mitgesendeten „Gesangsspur mit Metronom“ (ohne Instrumente) zu hören. Markiere die Pausen im Text mit einem großen Vogel-V (am besten mit Bleistift).

• Finde bei Bedarf eigene Atemstellen. Beim Üben kann es sinnvoll sein, alternative Atempausen zu wählen, die besser zu deinem Stil oder deiner Technik passen. Ich empfehle, dich grundsätzlich am Text zu orientieren.

• In der Regel sind Pausen am Ende einer Phrase oder bei Satzzeichen wie Kommata, Punkten oder Doppelpunkten sinnvoll.

• Passe die Luftmenge an: Für lange Töne oder Phrasen nutze eine tiefe Bauchatmung. Für kurze Einsätze reicht oft ein „kurzer Schnappi“.

2. Rhythmus

• Sprich den Text rhythmisch durch, bevor du ihn singst. So verinnerlichst du Timing und Phrasierung.

• Markiere – wie im Deutschunterricht (Trochäus, Jambus, Daktylus, Anapäst) – die betonten Silben. Das macht das Singen leichter.

3. Melodie

• Lerne die Melodie erst durch genaues Zuhören, danach durch Mitsingen und Wiederholung. Je öfter du mitsingst, desto sicherer wirst du.

• Nutze die „Gesang mit Metronom“-Version. Damit kannst du Timing und Genauigkeit gezielt verbessern.

4. Tonart

• Lass dich nicht von der Originaltonart einschränken. Überlege, in welcher Tonlage du dich am wohlsten fühlst und ob der Song für deine Stimme zu hoch oder zu tief ist.

• Achte beim Hören des Originals darauf, ob der Sänger in einer anderen Tonlage singt/ in Interviews spricht als du. Vergleiche, ob du dich in der gleichen, einer höheren oder einer tieferen Tonart befindest.

• Scheue dich nicht, den Song zu transponieren, also die Tonart so anzupassen, dass sie zu deiner Stimme passt. Nutze meine empfohlenen Apps oder Tools (6.Newsletter). Das macht das Singen angenehmer und klingt oft natürlicher und damit stimmiger.

5. Tempo

• Beginne beim Üben mit einem langsamen Tempo. Nutze auch hier meine empfohlenen Apps oder Tools (6.Newsletter), um das Originaltempo zu reduzieren.

• Starte deutlich langsamer als das Original ( zum Mitmeißeln...) und steigere das Tempo schrittweise um etwa 10 %, sobald du dich sicher fühlst und die langsamere Version problemlos funktioniert.

• Arbeite dich so Stück für Stück an das Originaltempo heran. So kannst du schwierige Passagen sauber und entspannt einstudieren, bevor du sie im Originaltempo singst.

6. Emotion

• Erzähle die Geschichte des Songs und transportiere die Gefühle. Sobald du die technischen Grundlagen beherrschst, konzentriere dich auf die Emotionen.

• Gehe, wenn es zu dir passt, von Anfang an in die Emotion. Für viele Sänger gelingt die Interpretation so authentischer – und das Singen fällt leichter, weil Körper, Geist und Seele gemeinsam beteiligt sind.

• Glaube/ meine das, was du singst, und sei ehrlich dabei. Nur wenn du selbst überzeugt bist, kannst du das auch deinem Publikum glaubhaft vermitteln.

• Wähle Songs, die dich inhaltlich und nicht nur musikalisch ansprechen. Ein Text, der dich berührt, hilft dir, echte Gefühle auszudrücken.

• In der Muttersprache fällt es oft leichter, Emotionen auszudrücken.

• Beim Singen in einer Fremdsprache ist es besonders wichtig, den Text vollständig zu verstehen. Übersetze jedes einzelne Wort und setze dich intensiv mit dem Inhalt bzw. der Geschichte des Songs auseinander. Nur so kannst du die passenden Gefühle in deine Stimme legen und glaubwürdig vermitteln, was der Song wirklich sagen möchte. Manchmal gibt es mehrere Interpretationsmöglichkeiten – wähle die, die sich für dich am stimmigsten anfühlt.

Mit dieser klaren Struktur kannst du Atemtechnik, Rhythmus, Melodie, Tonart, Tempo und Emotion gezielt üben und optimal miteinander verbinden. So gelingt dir eine überzeugende und ausdrucksstarke Songinterpretation.
Letztlich ist das Entscheidende, dass der Song von dir ehrlich und authentisch gemeint ist – erst dann beginnt die Musik zu leben. Schön zu singen allein ist nicht genug; es darf ruhig auch mal ein nicht ganz perfekter Ton dabei sein, solange die Emotion dahinter stimmt.

Herzliche Grüße von Deinem VocalCoach- Petra Madita

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